C64 & Internet - just good friends...

Das Internet ist ein riesiger Informations- und Kommunikationspool, und immer wieder müssen wir C64-User uns anhören, daß wir mit unserem 8-Bit-Computer nicht daran teilhaben könnten. Daß dem nicht so ist, kann man hier nachlesen...


Kommunikation über Modem

Daß man mit dem C64 DFÜ betreiben kann, wissen viele User. Einige nutzen sicher BTX/T-Online als Informationsquelle. Mit einem einfachen Modem und einer RS232-Schnittstelle für den Userport sowie der entsprechenden Dekoder-Software, kann man dieses Medium nutzen, das weit mehr bietet, als nur Informationen. Man denke da nur an Telebanking, Nachrichtenversand etc. Auch über BTX/T-Online kann man mit dem C64 auf Dienste des Internets zugreifen. Wählt man *INTERNET#, so gelangt man zu einem Gateway, der dem Commodore-User das Senden und Empfangen von e-mails sowie Zugang zum IRC und zu TELNET gestattet. Die letzten beiden Dienste sind aber kaum empfehlenswert, da nach Erreichen der letzten Bildschirmzeile mit der Darstellung wieder von oben angefangen wird, jedoch ohne den Screen vorher zu löschen, was nach spätestens drei Seiten totales Chaos bedeutet...Eine andere Möglichkeit des Informations- und Datenaustauschs sind die Mailboxen (nein, damit sind nicht die elektronischen Briefkästen für e-mails gemeint), von denen es immer noch eine ganze Reihe für den C64 gibt. Man wählt sich mit dem Modem und einem Terminalprogramm (z.B. Novaterm für den C64, Desterm für den C128) ein, meldet sich in der Box an und hat anschließend Zugriff zu vielen Nachrichten- und Diskussionsbrettern. Auch Software kann man sich über die Telefonleitung aus der Box "saugen". Wer dies schon einmal praktiziert hat, wird aber ein schnelleres Modem wohl zu schätzen wissen. Mit einem 1200-Baud-Modem am Userport dauert das Übertragen von Dateien ziemlich lange, was sich irgendwann in den Telefonkosten widerspiegelt. Die Anschaffung einer Schnittstelle für den Expansionsport (Swiftlink, Turbo 232 oder Datablast) und eines schnellen Modems (wenigstens 14400 Baud, besser noch 28800 oder 33600 Baud) macht sich schnell bezahlt. In manchen Mailboxen (wie z.B. der SachsenGeos: 0341/2613589) kann man auch einige Internet-Dienste nutzen. So gibt es die Möglichkeit, e-mails senden und empfangen zu können und man kann verschiedene Nachrichtenbretter des Internets lesen.

Internet online, was braucht man dazu

Nun, neben dem Telefonanschluß, dem Modem und dem Terminalprogramm braucht man noch einen Account bei einem Provider. Das ist jemand, bei dem man sich einwählen kann und der das Internet als Dienst anbietet. Studenten haben es hier vergleichsweise einfach, im allgemeinen können sie einen kostenlosen Zugang an der Universität bekommen. Wer diese Möglichkeit nicht hat, muß sich nach einem anderen Anbieter umsehen. Wichtig dabei ist, daß man einen einfachen Shell-Zugang auf einer UNIX-Maschine bekommen kann, wo man sich mit einem Terminalprogramm einwählen kann. Daher nutzt z.B. AOL dem C64-User rein gar nichts, genau wie jeder andere Internet-Direktzugang.Weiterhin ist es wichtig, daß man auf der Shell Programme starten kann. Im speziellen sollte der Textbrowser LYNX beim Provider verfügbar sein, den man als 64er-User starten muß. Deshalb nützt leider auch der TELNET-Zugang über den BTX-Gateway nicht viel.

Wie gehtīs nun weiter

Wenn man alle Voraussetzungen geschaffen hat, kannīs nun endlich losgehen. Man schaltet den C64 und das Modem ein und startet das Terminalprogramm. Hier stellt man nach Möglichkeit als Terminalemulation VT100 oder VT102 ein und wählt auch einen entsprechenden Zeichensatz. Jetzt kann man sich bei seinem Provider einwählen; Anfänger müssen sich gegebenenfalls noch mit den AT-Befehlen des Modems vertraut machen. Nach dem Einwählen wird man nach dem Login und dem Paßwort gefragt. Beides bekommt man schriftlich vom Provider, im allgemeinen entspricht der Login-Name dabei dem Namen oder einem Nicknamen (Wünsche kann man in der Regel beim Provider äußern). Wenn man beides korrekt angegeben hat, befindet man sich auf dem UNIX-Rechner. Bei einigen Anbietern kann man vorher noch die Art des Zugangs wählen (Login, SLIP, CSLIP oder PPP). Im allgemeinen kommt für den Commodore-User nur Login in Frage. Wer sich bereits eingehend mit der in 64er 1/96 (S.48) bzw. 6/96 (S.12) vorgestellten TCP/IP-Software von Daniel Dallmann beschäftigt hat, kann auch den Zugang per SLIP-Dial wählen. Dafür ist allerdings ein Start-Script notwendig, welches man zwar vom Provider erhält, jedoch noch an sein Terminalprogramm anpassen müßte (z.B. Novaterm-Funktion Script-File).

Keine Ahnung von UNIX

Keine Angst, die braucht man größtenteils auch nicht. Wenn man sich auf dem UNIX-Rechner des Anbieters befindet, gibt man einfach ein: lynx. Damit startet man einen Textbrowser, der nun die Homepage des Anbieters (oder eine andere voreingestellte Webpage) auf dem Screen anzeigt.



Dabei wird nur der Text dargestellt, ein Hinweis auf eventuelle Grafiken erscheint in eckigen Klammern. Am unteren Bildschirmrand gibt es eine Zeile, auf der die möglichen Befehle angezeigt werden.



So kann man sich z.B. mit der Leertaste auf der Seite abwärts bewegen (ein Scrollen ist leider nicht möglich), mit G eine Zielseite (URL) direkt eingeben usw. Mit den Cursor-auf/ab-Tasten kann man sich zum vorigen bzw. nächsten Link bewegen, Cursor rechts folgt einem Link (in diesem Fall die gleiche Funktion wie Enter), Cursor links führt zurück zur vorhergehenden Seite. So kann man sich auch mit dem C64 durch das World Wide Web bewegen. Wenn man bestimmte Seiten öfter aufruft, so ist es sinnvoll, sich ein Lesezeichen zu setzen. Dies geschieht, indem man unter LYNX die Taste A drückt. Der User wird gefragt, ob er ein Lesezeichen zur aktuellen Seite setzen will oder zu dem Link, auf dem der Cursor gerade steht. Hat man seine Wahl getroffen, kann man die Bezeichnung dieses Lesezeichens ändern und nach Drücken der Enter-Taste wird das Bookmark-File gespeichert.



Dieses kann man jederzeit unter LYNX mit der Taste V aufrufen, natürlich können Lesezeichen auch hinzugefügt oder gelöscht werden.Auch Dateien kann man aus dem Netz herunterladen. Im allgemeinen sind zum Download angebotene Files als Link dargestellt, denen man nur folgen muß (Enter oder Cursor rechts). Man bewegt sich dazu mit den Cursortasten auf einen solchen Link (z.B. bei www.cmdweb.com unter CMD supported files) und drückt Enter. Daraufhin erscheint die Frage, ob man das File auf Disk speichern möchte, die man wiederum mit Enter quittiert. Nun wird die Datei auf der Festplatte des Providers im Verzeichnis des Anwenders gespeichert. Um sich das File nun auf den heimischen C64 zu ziehen, muß man es nun vom Provider downloaden. Dazu beendet man LYNX per q (quit) und bestätigt dies mit y. Meist funktioniert auch die Tastenkombination CTRL+D. Nun ist man wieder in der UNIX-Shell. Mit pwd kann man sich den aktuellen Verzeichnispfad anzeigen lassen, mit ls den Inhalt des Verzeichnisses. Mit dem Befehl cd kann man das Verzeichnis wechseln; mit cd / gelangt man ins Wurzelverzeichnis, cd .. führt in das jeweils übergeordnete Verzeichnis und mit cd NAME kann man direkt in das Verzeichnis NAME wechseln. Ist man in seinem Homeverzeichnis und hat die gesuchte Datei gefunden, kann man sie downloaden. Die Syntax hierfür lautet:

Für Xmodem: sx DATEI
Für Ymodem: sb DATEI
Für Zmodem: sz DATEI

Dabei wählt man das Übertragunsprotokoll, das man auch in seinem Terminalprogramm eingestellt hat. Hat man den Befehl eingegeben, muß man nur noch im Terminalprogramm den Download aktivieren (unter Novaterm mit C=+D) und das File wird auf dem eingestellten Diskettenlaufwerk gespeichert. Umgekehrt kann man auch Dateien auf den Rechner des Providers uploaden, die Syntax dafür ist:

Für Xmodem: rx DATEI
Für Ymodem: rb DATEI
Für Zmodem: rz DATEI


Was ist außer WWW noch möglich

Natürlich kann man sich auch per ftp verschiedene Files von entsprechenden FTP-Servern ziehen. Dazu gibt man in der Shell nicht lynx sondern einfach ftp ein. Mit open kann man sich mit einem FTP-Server verbinden und von dort die gewünschten Dateien auf den Host des Providers laden. Das geschieht folgendermaßen: Hat man sich mit dem FTP-Server verbunden und das Verzeichnis mit der gewünschten Datei gefunden, so gibt man ein get FILENAME und schon wird die Datei übertragen. Man kann die Verbindung mit dem FTP-Server beenden (Befehl bye) und findet die Datei im Anwenderverzeichnis bei seinem Provider. Von da kann man sie sich per Download auf den heimischen C64 kopieren.Auch e-mails kann man senden und empfangen. Wenn man nachsehen will, ob neue Nachrichten eingegangen sind, tippt man in der Shell ein: mail. Mit Return bzw. Auswahl der entsprechenden Ziffer (falls mehrere Mails vorhanden sind) wird die Mail angezeigt.



Mit q kehrt man zurück in die Shell. Zum Versenden einer e-mail gibt man ein sendmail und kann nach Drücken der Enter-Taste den Text schreiben. Abgeschlossen und verschickt wird die e-mail, indem man in eine neue Zeile nur einen Punkt schreibt und Enter drückt. Man kann sich jederzeit mit man mail ein Handbuch (manual) als Hilfe anzeigen lassen und bekommt alle nötigen Befehle und die entsprechende Syntax erklärt...allerdings in Englisch. Die manual-Funktion funktioniert auch mit anderen Begriffen, zu denen Hilfe benötigt wird, also z.B. man ftp oder man lynx. Das manual kann jederzeit mit q verlassen werden.Es gibt auch noch eine andere Möglichkeit zum e-mailen: das Programm elm. Man tippt in der Shell einfach elm ein, um es zu starten und bekommt ein Menü angezeigt. Durch Drücken von Enter kann man eine Nachricht lesen, mit d kann man Nachrichten löschen, mit u das Löschen rückgängig machen. Mit m kann man eine Nachricht senden, auf eine Mail antworten geht mit r usw. Die möglichen Kommandos sind eingeblendet.



Alles in allem ist elm ein wenig komfortabler als der einfache e-mail-Versand und durch die Menüführung etwas übersichtlicher.

Fazit

Es ist sehr wohl möglich, sich mit dem C64 durch das Internet zu bewegen. Die hier geschilderte Methode setzt einen Shell-Zugang auf einer UNIX-Maschine voraus und ist optisch natürlich nicht das große Highlight. Grafiken können leider nicht dargestellt werden und so sind viele Web-Seiten, bei denen Links nicht durch Text sondern die Position des Mauszeigers über einer Grafik abgefragt werden, für den C64 wertlos. Es gibt jedoch genügend Seiten, auf die der Commodore-User Zugriff hat, sogar Frames können als Tabelle dargestellt werden. Durch den Verzicht auf Bilder werden viele Seiten sogar wesentlich schneller aufgebaut, als bei einem grafischen Browser auf dem PC. Im Internet selbst gibt es jede Menge Seiten, die sich mit dem C64 beschäftigen und so ist es kein Problem, an Informationen (seien es die neusten Mitteilungen von CMD oder die Belegung des Userports) und Software (Tools, Spiele, Demos etc.) heranzukommen. Da die Kommunikation über das Internet weltweit möglich ist, bieten sich wesentlich mehr Möglichkeiten, als über Mailboxen oder BTX/T-Online. Bleibt nur zu hoffen, daß möglichst viele C64-Fans das Internet für sich entdecken, denn:
1. Je besser und umfassender der Daten- und Informationsaustausch von Commodore-Usern erfolgt, desto größer sind die Chancen, den C64 noch lange am Leben zu erhalten.
2. Je größer der Bedarf an Software für das Internet ist, desto wahrscheinlicher wird es, daß sich nach wie vor fähige Programmierer finden, die sich der Herausforderung eines Projektes, wie einem grafischen Webbrowser, stellen. Die ersten Ergebnisse gibt es schon: Das Programm Hyperlink stellt Webseiten auf einem Commodore 64/128 dar, setzt für eine Online-Verbindung aber auch einen (immer schwerer zu bekommenden) Shell-Zugang voraus. The Wave von Maurice Randall ist ein grafischer Browser mit integriertem Terminalprogramm für die GEOS-Erweiterung Wheels. Es unterstützt unter anderem auch PPP, was prinzipiell die Einwahl bei jedem beliebigen Provider ermöglicht. Allerdings setzt The Wave eine SuperCPU mit RamCard und mindestens 1MByte Speicher voraus.
Wie auch immer, die Anfänge sind gemacht und wir dürfen gespannt sein, was uns die Zunkunft noch bringen wird...


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