Desktop, Mini-, Midi- oder Big-Tower...aber wie?

Wer kennt es nicht, das Problem mit den vielen Kabeln, wenn man seinen C64 mit mehreren Laufwerken, einem Monitor, Drucker und einigen anderen Erweiterungen auf dem Schreibtisch stehen hat. Da liegen eine große Steckdosen-Verteilerleiste und jede Menge Netzteile unter dem Tisch und ein Wust von Stromversorgungsleitungen, seriellen Kabeln, Joystick-, Maus-, Monitor- und Druckerkabel, eventuell noch Telefonkabel und Anschlußleitung zum Modem ist zu verlegen. Und wenn man dann seinen Computer mal zu einem Treffen mitnehmen will, muß das alles entfitzt und abgebaut und später mühevoll wieder installiert werden.
Dies kann man ein für allemal vergessen, wenn man seine Anlage in ein PC-Gehäuse einbaut, außerdem spart man Platz auf dem Schreibtisch und es gibt nie wieder Probleme mit zu schwachen Netzteilen.



Die Vorbereitungen:

Zuallererst sollte man sich im klaren sein, was für Geräte man einbauen will, denn danach richtet es sich, was für ein Gehäuse man wählen sollte. Für einen einfachen C64 mit einem oder zwei Laufwerken und einer REU oder anderen Modulen genügt im allgemeinen ein Desktop- oder Mini-Tower-Gehäuse; für größere Projekte ist ein Midi- oder noch besser Big-Tower besser geeignet. Am besten kauft man gleich eins mit Schaltnetzteil, dann muß man sich keine großen Gedanken mehr um die Stromversorgung seiner Computeranlage machen. Ich habe für meinen C64 ein Midi-Tower-Gehäuse verwendet, daher bezieht sich die folgende Beschreibung auch darauf.
Nach dem Öffnen des Gehäuses steht vor einem der Grundrahmen, an dem hinten das Netzteil angeschraubt ist. Auf der linken Seite (beim Desktop-Gehäuse am Boden) befindet sich eine Seitenwand, an der das Computer-Mainboard befestigt werden kann. Leider paßt eine C64- oder C128-Platine nicht so einfach daran, also müssen wir etwas improvisieren. Dabei stellt sich bereits das erste größere Problem in den Weg. Die Computergehäuse sind in der Regel 410mm tief, ein C64-Board ist jedoch einige Millimeter länger. Man könnte es zwar auch hochkant einbauen, jedoch ist das später beim Einbau von Hardwareerweiterungen und Modulen ungünstig. Um die C64-Platine waagerecht einbauen zu können, muß in die vordere Metallwand ein ca. 15 - 20 Millimeter breiter Schlitz gefräst werden, durch den das Board dann hindurchragen kann. Dazu muß zuerst die Plastikfront abgeschraubt werden; der Schlitz läßt sich wesentlich bequemer einarbeiten, wenn man den gesamten Grundrahmen auseinandernimmt und so die vordere Metallwand separat bearbeiten kann. Der Rahmen ist zusammengenietet; um ihn demontieren zu können, müssen alle diese Niete aufgebohrt und später mit 3mm-Schrauben ersetzt werden. Das ist zwar erst mal ein großer Aufwand, lohnt sich aber, da man sich dadurch die Bearbeitung der Vorder- und Rückwand (falls man auch da einige Durchbrüche machen muß, weil man nicht alle Ports in eines der kleinen Slotbleche einbauen kann) wesentlich erleichtert.



Der Einbau des Mainboards:

Wenn alle erforderlichen Arbeiten an den Stirnseiten des Rahmens abgeschlossen sind, kann man diesen wieder zusammenschrauben. Board-Einbau Die Seitenwand wird dabei weggelassen, da sie dem Einbau der C64-Platine im Wege ist. Das Board wird nun anstelle der Seitenwand eingebaut, und zwar so, daß die Joystickports nach hinten zeigen und die Bauelemente ins Innere des Gehäuses. Vorher sind jedoch alle Ports, also Power-, Serieller- und Audio/Video-Port sowie die beiden Joystickports auszulöten. Bevor man dies tut, sollte man allerdings noch einmal das Original-Commodore-Netzteil anschließen und mit einem Meßgerät die Anschlüsse für +5V, GND und 9V~ herausfinden, da wir diese gleich benötigen. Außerdem empfiehlt es sich, auch die Buchse des Expansionsports auszulöten und durch eine nicht abgewinkelte Buchse (erhältlich im Elektronik-Fachhandel, z.B. Conrad-Electronic) zu ersetzen. Dazu sollte unbedingt die entsprechende Löterfahrung vorhanden sein, da diese Arbeiten doch etwas anspruchsvoller sind, als irgendwo ein paar Drähte anzulöten. Wer sich das nicht zutraut, sollte jemanden bitten, der das kann. Aber selbst, wenn sich beim Auslöten der Buchsen mal eine Leiterbahn von der Platine abheben sollte, muß man deshalb nicht gleich in Panik ausbrechen. Man kann die Leiterbahn auf dem Board zurückverfolgen und die Verbindung gegebenenfalls mit einem kleinen Drähtchen wiederherstellen. Allzuoft sollte dies jedoch nicht passieren...
Zur Befestigung des C64-Boards können die Original-Befestigungslöcher auf der Platine verwendet werden, im Gehäuserahmen sind in den Falz an der Rückseite (da, wo die Slotbleche befestigt sind) entsprechende Löcher zu bohren; zur Befestigung an der Vorderseite müssen noch zwei passende Haltewinkel gebastelt werden, die neben dem Schlitz angeschraubt werden.



Die Stromversorgung:

Wenn die Platine fest eingebaut ist, kann man sich nun um die Stromversorgung kümmern. Aus dem Schaltnetzteil des PC-Gehäuses kommen einige Drähte mit verschiedenen Steckern. Die großen vierpoligen werden im PC für Festplatten, CD-ROM etc. benötigt, die kleinen vierpoligen für Diskettenlaufwerke. Diese Dienste können sie auch bei uns erfüllen, die kleinen Stecker passen außerdem auf die Floppy-ControllerPlatinen. Aber dazu später. Neben diesen vierpoligen Steckern gibt es noch zwei weitere, die normalerweise für die Stromversorgung des PC-Boards gedacht sind. Davon interessieren uns vor allem die schwarzen und roten Leitungen, also GND und +5V. Diese (normalerweise je vier Adern) werden nun in einer Lüsterklemme befestigt, und von da aus mit den entsprechenden Anschlüssen auf dem C64-Board verbunden. Des weiteren liefert das C64-Netzteil noch 9V Wechselspannung, die, wie es heißt, für den SID benötigt werden. Das ist aber Unsinn, ich habe noch keinen Schaltkreis gesehen, der zur Versorgung eine Wechselspannung benötigt. Und tatsächlich wird aus dieser Wechselspannung letztendlich nur wieder eine 12V-Gleichspannung erzeugt, mit der der SID betrieben wird. Diese 12V liefert aber auch das PC-Schaltnetzeil bereits, und zwar auf den gelben Leitungen. Die Wechselspannung wird aber noch zur Ableitung der 50 Hz für den TOD-Takt benötigt (tod = time of day, ein TTL-Signal zum Triggern der internen Uhr). Dafür kann man sich aber auch sehr einfach einen Taktgenerator mit einem Schaltkreis (UC3843 oder auch ein NE555), einem kleinen Kondensator und ein paar Widerständen selbst basteln (hier Beispiele für entsprechende Schaltungen) und an Pin 19 der CIA anschließen.
Die Verbindung von der CIA zum AC/DC-Konverter ist auf der Platine aufzutrennen.
Extra-Trafo
Wem das zu viel Arbeit ist oder wer nicht so gut mit der Hardware des C64 vertraut ist, kann statt dessen einen kleinen 9V-Transformator mit in das Gehäuse einbauen.Die 230V für die Primärseite nimmt man am besten hinter dem Netzschalter des PC-Gehäuses ab, damit diese Spannung nicht schon beim Anstecken des Gerätes sondern, wie alle anderen Spannungen auch, erst nach dem Einschalten anliegt. Zwischen der Sekundärseite des Transformators und den Anschlüssen für den C64 sollte noch eine kleine Sicherung eingebaut werden. Diese kann zusammen mit dem Trafo auf eine kleine Experimentierplatine gelötet werden, die sich dann sehr einfach im Gehäuse montieren läßt.



Anschlußbuchsen und erster Test:

Jetzt können die Joystick-Ports sowie der Audio/Video-Port des C64 und (wenn gewünscht) auch der serielle Port an der Rückseite des Gehäuses herausgeführt werden. Anschlüsse auf der Rückseite
Ich habe das Audio-Signal auch noch auf zwei Chynch-Buchsen nach draußen geführt, um den Rechner direkt an eine HiFi-Anlage anschließen zu können. Die entsprechenden Einbaubuchsen bekommt man im Elektronik-Fachhandel. Für den A/V-Port genügt eine 5-polige DIN-Buchse, da alle benötigten Signale auf diesen Pins liegen. Wenn man beim Auslöten der Joystick-Ports etwas vorsichtig war, kann man diese Buchsen jetzt wieder verwenden. Ich habe die Pins der Buchsen einfach mit Drähten mit den Anschlüssen auf dem C64-Board verbunden. Es hat sich aber als vorteilhaft erwiesen, dazwischen jeweils noch einen kleinen Stecker zu setzen. Das hat den Vorteil, daß man, sollte man mal das Board wieder ausbauen müssen (ich mußte dies, als ich zum Einbau von Jiffy-DOS das ROM herauslöten und einen Sockel einsetzen wollte), nicht alle Buchsen wieder abschrauben oder die Kabel ablöten muß. Den Userport habe ich in Form einer 25-poligen Sub-D-Buchse herausgeführt. Für so eine Buchse gibt es an der Gehäuserückwand bereits einen vorgefertigten Durchbruch. Diese Buchse habe ich 1:1 über ein Flachbandkabel mit einem Userport-Stecker verbunden (wobei ein Pin des Sub-D-Steckers freibleibt) und diesen dann auf den Userport des C64-Boards gesteckt. Entsprechend mußte ich natürlich auch mein Druckerkabel umbauen, denn ein handelsübliches PC-Druckerkabel ist offensichtlich anders belegt, zumindest funktionierte der Drucker damit nicht. Zum Anschluß anderer Geräte an den Userport, wie z.B. den Handyscanner, benutze ich passende Adapterstecker, wie sie mal bei der Switchbox für den C64 dazu waren.
Nun kann man auch die Plastikfront wieder am Rahmen anschrauben, dabei ist darauf zu achten, daß die Leitungen der LEDs mit in das Gehäuse hineingezogen werden. Der Stecker der Power-LED paßt auf die Pfostenleiste auf der C64-Platine, die Turbo-LED habe ich mit den Anschlüssen der LED auf der SuperCPU verbunden und die HD-LED mit der entsprechenden LED auf der CMD-HD-Controllerplatine. Aber dazu später mehr. Jetzt, wo unser C64 komplett im PC-Gehäuse eingebaut ist, kann bereits der erste Funktionstest erfolgen. Also, den Tastaturstecker auf die Pfostenleiste des Boards stecken, den Monitor an der A/V-Buchse anschließen, den Netzstecker von Monitor und PC-Gehäuse in die Steckdosen stecken und beide Geräte einschalten. Es sollte nun alles, bis auf Laufwerkszugriffe natürlich, korrekt funktionieren. Wenn das Bild Interferenzstreifen zeigt, sollte man zur Verbindung der A/V-Buchse mit dem C64-Board ein geschirmtes Rundkabel verwenden und den Schirm an einem Ende auf Masse legen. Klappt alles zur Zufriedenheit, kann man sich nun den weiteren Komponenten der Anlage widmen.



Die Laufwerke:

Als nächstes kommen wir zu den Laufwerken. Das ist so ziemlich der einfachste Teil des Projekts, schließlich ist die Mechanik der Laufwerke identisch mit denen von PCs. Dadurch passen 5 ¼"- und 3 ½"-Laufwerke genau in die dafür vorgesehenen Schächte und auch ein CD-ROM-Laufwerk oder die Festplatte aus der CMD-HD findet einen passenden Platz und muß nur entsprechend festgeschraubt werden. Ein klein wenig komplizierter wird es nun mit den zugehörigen Controller-Platinen, aber auch die stellen kein unüberwindliches Problem dar. Sie sind etwas schmaler als ein 5 ¼"-Schacht und können daher ziemlich gut dort untergebracht werden. Dabei sollte die Platine einer 1541-II möglichst direkt unter dessen Laufwerksmechanik plaziert werden, da die Verbindung zwischen diesen Komponenten durch drei kleine Stecker an recht kurzen Leitungen erfolgt. Wenn eine solche Anordnung nicht möglich ist, müssen eben diese Leitungen ausreichend verlängert werden. Bei den Floppies 1581 oder FDx000 ist dies nicht so kritisch, da hier ein übliches Floppy-Kabel verwendet wird, die es im PC-Bedarf auch in ausreichender Länge gibt. Die Befestigung der Controllerplatinen habe ich folgendermaßen gelöst: Ich habe die Winkel, mit denen das 3 ½"-Laufwerk im 1581-Gehäuse befestigt ist auf eine Blechplatte geschraubt, die genau in einen 5 ¼"-Schacht des PC-Gehäuses paßt. Bei manchen 1581-Geräten ist die Befestigung anders gelöst, dann muß man sich eben zwei Montagewinkel kaufen oder aber selbst basteln. Darauf habe ich mit kleinen Abstandhaltern die Platine der 1541-II geschraubt und das ganze direkt unter dessen Mechanik im Tower montiert. Mit 20mm-Abstandshaltern kann man nun eine weitere Controllerplatine (z.B. 1581) von unten an die Blechplatte schrauben, die Lochabstände stimmen mit denen der 1541-II überein. Nach diesem Schema kann man nun alle weiteren Controllerplatinen immer unter der letzten anbauen (daher die Empfehlung, sich für ein Big-Tower-Gehäuse zu entscheiden, da stehen genügend 5 ¼"-Schächte zur Verfügung), einzig der Controller der HD macht etwas Probleme. Hier müssen wir längere Abstandshalter verwenden, außerdem stimmen die Befestigungslöcher nicht mit denen der anderen Controllerplatinen überein, sodaß wir kleine Adapter basteln müssen.

Laufwerks-Controller Ich habe die große Platine der HD auf dem Gehäuseboden befestigt, da nach dem Einbau eines CD-ROM-Laufwerks nicht mehr genügend 5 ¼"-Schächte in meinem Midi-Tower waren. Über diesem Controller habe ich den 1581-Controller montiert und darüber eine Experimentierplatine, auf der sich die Vorwiderstände für die HD-LEDs und einige Pfostenleisten befinden, auf die die Verbindungskabel zu den LEDs und Tastern der HD gesteckt werden. Diese habe ich auf ein Slotblech an der Rückseite des PC-Gehäuses herausgeführt, so daß ich von außen Zugriff darauf habe, ohne jedoch die Front-Optik meines Midi-Towers verändern zu müssen. Dadurch kann ich auf die Original-Frontplatine der CMD-HD verzichten. Als LED für Festplattenzugriffe habe ich allerdings, wie schon erwähnt, die entsprechende LED des PC-Gehäuses verwendet. Außerdem habe ich auf der Experimentierplatine noch den SCSI-Terminator und die Platine meines Tastatur-Interfaces befestigt (letztere mußte aber wegen einiger Probleme bei Verwendung mit MegaPatch einer C128D-Tastatur weichen, aber dazu später). Beim Einbau in einem Big Tower läßt sich das alles aber genausogut auch in den 5 ¼"-Schächten unter der letzten Controllerplatine anbringen.
Jetzt kann man die Geräteadressen der eingebauten Laufwerke einstellen, wer diese ab und zu ändert, sollte auch dafür entsprechende Schalter auf einem Slotblech herausführen. Jetzt können die Controllerplatinen mit entsprechenden seriellen Kabeln untereinander und natürlich mit der C64-Platine verbunden werden.
Für den Power-Anschluß der 1541-II-Platine müssen wir noch einen kleinen Adapter basteln. Ich habe eine große vierpolige Buchse für die Stromversorgung von Festplatten etc. mit einem Commodore-Power-Stecker nach dem hier beschriebenen Schema verbunden, die benötigten Teile bekommt man wieder im Elektronik-Fachhandel.
Für die Stromversorgung der 3 ½"-Laufwerke und deren Controllerplatinen, kann man die kleinen vierpoligen Stecker des PC-Schaltnetzteils verwenden, Festplatten und CD-ROM-Laufwerk können mit den großen vierpoligen Stecker des Schaltnetzteils angeschlossen werden.
Nun müssen die Laufwerke nur noch durch die entsprechenden Kabel mit ihren Controller-Platinen verbunden werden, dann kann ein weiterer Funktionstest erfolgen. Sollte hier irgendein Laufwerk nicht anlaufen oder die Meldung "Device not present error" erscheinen, so ist zu prüfen, ob der Power-Schalter auf der entsprechenden Controllerplatine auf "Ein" steht und die Geräteadresse korrekt eingestellt ist.
Front-Ansicht
Damit ist unser C64-Tower eigentlich schon einsatzbereit. Um die Frontansicht noch zu perfektionieren, müssen aber noch die Blenden für die Diskettenlaufwerke angepaßt werden. Dies ist nicht ganz so einfach, da bei den 1541-II und 1581-Geräten keine eigentlichen Blenden verwendet werden, sondern diese Bestandteil des Gehäuses sind. Bei einer 1541-I sowie FD2000 oder FD4000 von CMD gibt´s dieses Problem nicht, da die Laufwerke eine richtige Frontblende haben.
Beim Einbau einer 1581 könnte man nur den Controller verwenden und ein 3 ½"-Laufwerk vom Amiga benutzen. Bei der 1541-II ist es schon etwas schwieriger. Entweder man verwendet die Frontblende einer 1541-I (die ist allerdings dunkelbraun, aber das läßt sich ja mit ein wenig Spray-Lack korrigieren) oder man versucht, eine alte PC-Floppy zu bekommen und bastelt an dessen Frontblende so lange herum, bis sie einigermaßen auf die Mechanik des Commodore-Laufwerks paßt. Das gleiche gilt natürlich auch bei der 1581 für den Fall, daß man kein Amiga-Floppylaufwerk bekommt. Mit ein bißchen Geschick und viel Geduld kann man auch hier eine hervorragende Blende zurechtbasteln und genau so habe ich es am Ende auch gemacht.



Tastatur und Hardware-Erweiterungen:

Nun bleibt noch das leidige Problem der Tastatur, die ja auch irgendwie aus dem Gehäuse herausgeführt werden muß. Die erste Möglichkeit ist, die Original-C64-Tastatur zu verwenden und nur das Anschlußkabel etwas zu verlängern. Allerdings kann man dies nicht beliebig tun, denn jede Verlängerung des Kabels belastet durch parasitäre Kapazitäten die CIA. Abhilfe kann hier ein Hardware-Treiber schaffen, auf den ich später auch zurückgegriffen habe. Eine andere Lösung bietet ein Hardware-Interface für eine PC-Tastatur. Ich habe für meinen Midi-Tower zunächst das Zeletronics-Interface verwendet. Die Platine paßt gerade in einen 3 ½"-Schacht des PC-Gehäuses und kann mit zwei Winkeln montiert werden. Eine Buchse für den Anschluß der PC-Tastatur habe ich in die Rückwand meines PC-Gehäuses eingebaut. Da dieses ansonsten hervorragende Interface aber in Verbindung mit MegaPatch immer wieder zu Abstürzen führte, habe ich mich letztlich für eine C128D-Tastatur entschieden. Deren Anschlußpins 1 bis 20 können eins zu eins mit denen des Tastatursteckers auf dem C64-Board verbunden werden, so kann man -bis auf die speziellen 128er Tasten- alle benötigten Tasten benutzen kann. Allerdings wird durch das Tastaturkabel und das Verbindungskabel im Gehäuse auch wieder die CIA übermäßig belastet, so daß man hier eine kleine Pufferschaltung mit einem 74HCT541 dazwischenschalten sollte.
Rück-Ansicht Das einzige, was nun noch fehlt, sind Hardware-Erweiterungen, die den Expansionsport benutzen. Die einfachste Lösung ist, eine Drei- oder Fünffacherweiterung in den Port zu stecken und die Schalter auf ein Slotblech nach hinten herauszuführen. Nun wird auch klar, warum ich den Original-Expansionsport ausgelötet und durch eine nicht abgewinkelte Buchse ersetzt habe. Dadurch liegt die Verteilerplatine jetzt waagerecht und muß nur noch mit Abstandsbolzen entsprechender Länge gegen den Boden abgestützt und dort angeschraubt werden. Jetzt können die gewünschten Module eingesteckt und eventuelle Schalter oder Buchsen nach hinten herausgeführt werden. Für eine 9-polige Sub-D-Buchse, wie sie z.B. bei einer Swiftlink/DataBlast/Turbo232 vorhanden ist, befindet sich an der Rückwand des Gehäuses auch bereits ein entsprechender Durchbruch.
Das klingt eigentlich alles ganz einfach; ist es auch...bis hierher. Probleme gibt es nämlich bei CMD-Erweiterungen, wie RamLink oder der SuperCPU. Während eine Original-Commodore-REU so gestaltet ist, daß sie exakt mit dem Gehäuse eines C64 abschließt, ragen diese CMD-Geräte über die rechte Seite des C64 hinaus. Genau dieses Problem trifft uns hier, da das rechte Ende der Platine genau mit der Gehäuserückwand abschließt, die RamLink oder SuperCPU also nach hinten hinausragen würden. Ich habe daher versucht, den Expansionsport mit einem kurzen Stück Flachbandkabel so weit in Richtung Mitte zu versetzen, daß die CMD-Erweiterungen gerade noch in das Gehäuse passen. Allerdings häuften sich danach die Systemabstürze und eine zweite Erweiterung im durchgeschleiften Port wurde teilweise nicht erkannt. Kritiker können jetzt einwenden, daß man das Board von Anfang an lieber hochkant hätte einbauen sollen, aber ich habe noch eine andere Lösung gefunden. Ich habe eine weitere Expansionsport-Buchse auf eine Experimentierplatine gelötet und diese durch extrem kueze Leitungen um 180° gedreht mit einer passenden Platine verbunden, die ich in den Port des C64 gesteckt habe. Dadurch konnte ich meine SuperCPU kopfüber einbauen, sodaß diese nicht aus dem Gehäuse heraus, sondern weiter zur Mitte hinein ragt.
Platz für weitere Erweiterungen, wie z.B. Swiftlink ist dabei immer noch; bei Verwendung weiterer Module (z.B. REU) empfiehlt sich der Einbau eines Winkeladapters. Dann allerdings wird es in einem Mini- oder Midi-Tower schon ziemlich eng. Ich habe die SuperCPU aus ihrem Gehäuse herausgenommen und die oberen Befestigungslöcher in der Platine benutzt, um sie mit zwei Abstandsbolzen am Gehäuseboden abzustützen und festzuschrauben. Außerdem habe ich die Turbo-LED, den Resetschalter und den Turbo-Schalter ausgelötet und statt dessen die entsprechende LED und Schalter der Gehäusefront angeschlossen. Weiterhin habe ich den Schalter für Jiffy-DOS zusammen mit denen des C64 und der 1541-II auf einen mehrpoligen Schalter gelegt und, genau wie den Schalter für enable/disable der SuperCPU auf einem Slotblech an der Gehäuserückwand herausgeführt. Damit habe ich die wichtigsten Funktionen an der Gehäusevorderseite, ohne dessen Aussehen verändert zu haben; kann aber auch an die anderen Schalter und Signal-LEDs heran, ohne das Gehäuse öffnen zu müssen. Aber das sind gestalterische Dinge, die jeder für sich entscheiden muß.



Probleme in der Praxis:

Im Großen und Ganzen funktionierte der C64-Tower eigentlich zufriedenstellend. Die Platzersparnis auf dem Schreibtisch war enorm und der Aufwand beim Auf- und Abbauen der Anlage, wenn es mal wieder zu einer Party ging, war auch wesentlich geringer. Aber die kleinen Schwachstellen treten immer erst im Dauereinsatz zu Tage, und so war es auch hier.
Hoher Füllfaktor Das erste Problem offenbarte sich mir als GEOS-User, als MegaPatch aus nicht zu erklärender Ursache immer wieder abstürzte. Nach langer Suche konnte ich das PC-Tastatur-Interface als Quelle allen Übels lokalisieren und ersetzte es, wie bereits beschrieben, durch eine C128D-Tastatur.
MegaPatch lief seitdem stabil. Aber an heißen Sommertagen und in sehr warmen Partyräumen gab es dennoch ab und zu ein merkwürdiges Fehlverhalten der Hardware. Als sich dies dann auch zu Hause häufte, weil unser Computerzimmer familienplanungsbedingt zum Wickelzimmer wurde und deshalb immer schön warm sein mußte, war es an der Zeit, etwas dagegen zu unternehmen. Durch den nachträglichen Einbau der HD hatte ich ja die Controllerplatinen der 1581 und der HD auf dem Boden befestigen und einige weitere Flachbandkabel durch das PC-Gehäuse ziehen müssen. Dadurch war der Innenraum nun doch so gut gefüllt, daß der Lüfter des Schaltnetzteils allein die Wärme nicht mehr aus dem Gehäuse herausbekam. Zuallererst spendierte ich der SuperCPU einen Extra-Lüfter, da mir (Zufall oder wirklich durch den Wärmestau) bereits ein SIMM-Modul in der RamCard kaputt gegangen ist. Dazu mußte ich nur die Bolzen, mit denen ich die SuperCPU am Gehäuseboden abgestützt habe, über die RamCard hinaus verlängern und auf einer kleinen Platte darüber eine Lüfter montieren. Dabei schien die Wirkung besser, wenn der Lüfter die RamCard anzubläst, als wenn er die Luft wegsaugt. Aber ganz offensichtlich litten auch andere Komponenten unter der Wärme und so bekamen alle Schaltkreise auf dem C64-Board einen kleinen IC-Kühlkörper verpaßt. Außerdem besorgte ich bei Conrad-Electronic ein Lüfter-Set, das für frischen Wind in meinem C64-Tower sorgen sollte. Der eine wurde in einem freien 5 ¼"-Schacht an der Front montiert (ein Glück, daß noch einer frei war, auch wenn dadurch die Blende mit dem `Intel-Outside`-Aufkleber weichen mußte) und bläst kühle Luft in das Gehäuse; der andere, in einem Slot an der Rückseite, saugt die warme Luft im Inneren ab und bläst sie hinten heraus. Alle Lüfter sind ausgesprochen Leise, bis auf den im 5 ¼"-Schacht, da dieser die Luft durch ein Filter ansaugt. Auf Parties ist aber selbst dieser durch die umgebende Geräuschkulisse kaum auszumachen; für den Heimgebrauch an kühleren Tagen habe ich ihn mit einem Schalter auf der Rückseite des Towers abschaltbar gemacht. Mit diesen Maßnahmen gehören ungeklärte Abstürze nun endgültig der Vergangenheit an.

Der C64-Midi-Tower Dennoch würde ich aus heutiger Sicht empfehlen, für eine C64-Anlage mit derartigem Umfang ein größeres Gehäuse zu verwenden. Immerhin tun in dem kleinen Midi-Tower folgende Geräte ihren Dienst:
  • C64-II,
  • 1541-II,
  • 1581,
  • CMD-HD200,
  • SCSI-CD-ROM-Drive,
  • SuperCPU mit RamCard (4MB),
  • Swiftlink

  • Daneben arbeitet noch eine FD-4000, ein EPSON Stylus Color 640, ein Modem Elsa Microlink, ein Philips-Monitor sowie eine Hifi-Anlage, die dem Sound des C64 die nötige Power verleiht.

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