Unsere Reise durch die Kanadischen Rockies



1. Tag:

Nachdem uns unser Hausbetreuer mit dem Shuttlebus zum Flughafen Leipzig-Halle gebracht hatte, mussten wir nur noch rasch Vincents Kindersitz einchecken, denn alle anderen Taschen hatten wir bereits am Abend zuvor beim Vorabend-Check-In aufgegeben. So konnten wir es diesmal also ganz entspannt angehen und amüsierten uns, wie unser Sohn mit seinem Kinder-Trolley mit seinen Spielsachen wie ein Profi über Laufbänder und Rolltreppen durch den Flughafen stolzierte. Bei der Sicherheitskontrolle kam das erste Problemchen: Wir mussten Vincents Trolley komplett auspacken, denn er hatte einen Grossteil seiner Modellautos eingepackt, da schlug der Metalldetektor natürlich Alarm. Als nach einer ganzen Menge Autos auch ein kleines Lufthansa-Modellflugzeug zum Vorschein kam, lächelten die Beamten und meinten: „Oh, er hat ja sogar einen Heimbringer dabei...“ Dann konnten wir alles wieder einräumen. Der Flug nach Frankfurt war recht kurzweilig, Vincent bekam Malzeug und ein paar Süßigkeiten und verfolgte den Flug ganz interessiert. Nur mit dem Anschnallen konnte er sich nicht so recht anfreunden. In Frankfurt hatten wir dann einen endlos langen Weg zum Gate B44, der durch Bauarbeiten im Verbindungsgang zum Terminal B nicht unbedingt einfacher wurde. Da es bereits Mittag war und es bis zum ersten Imbiss im Flugzeug sicher noch ein Weilchen dauerte, suchten wir nach etwas Essbarem, um uns alle bei guter Stimmung zu halten. Die wurde uns aber bereits durch das „grandiose“ Angebot im Terminal vermiest, am Ende bekamen wir nur zwei hoffnungslos überteuerte Sandwiches. Wir betraten den Wartebereich unseres Flugsteiges und trotz aller Unkenrufe vorab gab es absolut keine Probleme damit, dass Vincent keinen eigenen Kinderausweis hatte, sondern nur bei uns beiden im Reisepass eingetragen war. Aber ein anderes kleines Problemchen gab es. Hier fanden wir nun keine Spielecken mehr und die Warterei bis zum Abflug wurde unserem Sohn ganz offensichtlich zu lang, so dass er erst mal seinem Böckchen freien Lauf lies und allen anderen Passagieren im Wartebereich einen kleinen Vorgeschmack gab, was sie während des Fluges nach Calgary so erwarten könnte... Dann die nächste Überraschung. Es stand nicht die von uns erwartete Boeing 747 am Gate sondern ein Airbus A320; nun ja, wenn Air Canada meint, dass sie damit auch ohne Zwischenstopp über den großen Teich kommt, soll es uns Recht sein. Damit war aber auch geklärt, warum wir für diesen Flug keine drei zusammenhängenden Sitze am Fenster bekommen konnten, sondern nur in der Mitte. Der A320 hat keine 3-4-3-Konfiguration wie die 747, sondern eine 2-4-2-Bestuhlung. Glück für uns, denn der vierte Platz auf unserer Reihe wurde nicht besetzt und so konnten wir uns richtig breit machen. Mit einer Stunde Verspätung hob die Maschine ab und nachdem Vincent wieder mächtig Theater wegen des Anschnallens gemacht hatte, nahm er sich dem MP3-Player mit seinen Kinderliedern und schlief quer auf zwei Sitzen liegend schnell ein. Getränke und Essen gab´s erst nach etwa 90 Minuten, wie schon bei unserem Flug nach Hawaii war das Personal der Air Canada erst mal mit wichtigeren Dingen beschäftigt (inklusive dem Verteilen von Sammeltüten für restliche Fremdwährungen, das man für einen wohltätigen Zweck spenden sollte). Dafür war das Essen aber sehr gut, Vincent und Andreas bekamen zuerst, da sie Sondermenü bestellt hatten, ein Kidsmenü mit Pizza bzw. Fisch als cholesterinarme Kost. Ansonsten gab es Kassler oder Hühnchen zur Auswahl. Nebenbei lief Shrek 2 zur Unterhaltung, was einige Schwaben hinter uns zu lautstarken Amüsementsbekundungen bewegte. Nachdem wir sie aber an den kurzen Auftritt unseres Sohnes im Terminal erinnert hatten, konnten sie sich plötzlich auch leiser amüsieren und so verlief auch der Transatlantikflug sehr ruhig. Bei der Ankunft in Calgary wurden alle Passagiere von einer in Cowboykluft gekleideten Dame herzlich in Kanada willkommen geheißen. Auch sonst gefiel uns der Flughafen sofort: viele Spielecken für Kinder, völlig rauchfrei (nicht so voll Zigarettendunst wie Frankfurt beispielsweise) und überall eine Menge Auswahl Snacks und Imbisse... Kanada, wir lieben Dich! Bei der Gepäckaufnahme gleich wieder eine positive Überraschung: Unsere Taschen waren wohl first class oder business geflogen, jedenfalls kamen sie gleich zu Anfang auf das Rollband gepurzelt. Leider nutzte uns das nicht viel, denn Vincents Kindersitz kam als eins der letzten Gepäckstücke. Egal, die Einreise verlief völlig reibungslos und so kamen wir schnell zum Taxistand. Vincent kam in seinem Sitz auf die Rückbank in die Mitte und verfolgte den Großteil der Fahrt ins Hotel noch recht interessiert, bevor er kurz vor Ankunft dann doch vom Schlaf dahingerafft wurde. Also hoben wir ihn samt Sitz aus dem Taxi, checkten im Sandman Hotel Downtown ein und brachten das Gepäck samt unserem noch immer in seinem Sitz schlafenden Sohn auf´s Zimmer. Nachdem wir uns ein wenig frisch gemacht hatten und auch Vincent wieder erwacht war, begaben wir uns noch zu einem kleinen Rundgang in die Stadt. Wir gingen schnurstracks zum Calgary Tower, von wo aus wir einen herrlichen Rundblick auf die City in der Dämmerung werfen konnten. Anschließend bummelten wir zum schön beleuchteten Olympic Plaza, aßen unterwegs noch ein Stück Pizza und lenkten unsere Schritte dann allmählich zurück zu unserem Hotel. Es war früher Abend und wir alle eigentlich reif für das Bett; wenn wir jetzt die Nacht durchschlafen könnten, wäre der Jetlag kaum ein Thema.


2. Tag:

Leider sollte es ein wenig anders kommen. Während wir zwei wunderbar schlafen konnten, hatte Vincent die Zeitumstellung noch nicht so gut verkraftet und weckte uns gegen 2 Uhr Nachts. Alle Versuche, ihn noch mal zum Einschlafen zu bewegen schlugen fehl und so spielten wir halt bis etwa 5 Uhr. Dann standen wir auf und gingen über die Straße zu Pop´s Deli frühstücken. Es gab leckere Bagels und Toast und der Kaffee tat uns sehr gut. Anschließend packten wir unsere Sachen zusammen und stellten die Taschen an der Rezeption ein. Dann fuhren wir mit dem C-Train, der direkt vor dem Hotel abfuhr, zum Stampede Park. Das Wetter war super und wir konnten wir die im Sonnenschein liegende Stadt langsam erwachen sehen. Durch den menschenleeren Stampede Park hindurch und dann eine steile Holztreppe hinauf gelangt man zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man den bekannten Panoramablick auf die City mit im Vordergrund liegendem Saddledome hat. Wir fuhren zurück zum Olympic Plaza und liefen von da aus in Richtung Chinatown. Vincent machte es sich in seinem Buggy bequem und holte den versäumten Nachtschlaf nach. Von Chinatown aus gingen wir zum Eau Claire Market, wo aber um diese Zeit noch nicht viel los war. Allmählich wäre es Zeit für einen Kaffee gewesen, um den Füßen auch mal eine Pause zu gönnen, aber Straßencafés oder irgendetwas in der Art hatten wir bis dahin vergeblich gesucht. Also fragten wir einen Passanten, der uns in eines der umliegenden Gebäude in die zweite Etage schickte. Hier fanden wir nicht nur ein Café, sondern eine ganze Reihe Shops, Boutiquen, Kaufhäuser, Foodcourts etc. Das ganze wird durch ein System von über den Straßen verlaufenden Gängen miteinander verbunden, so dass man gar nicht auf der Straße laufen muß... besonders im Winter sehr praktisch. Auf diese Weise entdeckten wir Calgary völlig neu und waren nach der anfangs eher gedämpften Begeisterung schließlich doch wirklich angetan von dieser Stadt. Während eine Kaffeepause riefen wir bei Cruise Canada an und vereinbarten einen Termin zur Übernahme unseres Motorhomes. Anschließend suchten wir uns einen Chinesen für´s Mittagessen. Frisch gestärkt wandelten wir weiter durch die Skywalks und landeten schließlich direkt wieder in unserem Hotel, wo wir unser Gepäck abholten und uns ein Taxi riefen, das uns zu Cruise Canada brachte. Hier mussten wir erst mal ein Weilchen warten, da noch zwei andere Familien (auch aus Leipzig, wie sich herausstellen sollte) ebenfalls Ihre Motorhomes übernehmen wollten. Während Andreas drinnen schon mal den Papierkram erledigte, schauten sich Doreen und Vincent auf dem Hof um und entdeckten auch schon unser Fahrzeug. Ein 22´-Motorhome, wie von uns gebucht war leider nicht verfügbar, also hat man uns kurzerhand ein 28´ zugeteilt. Als Ausgleich für jegliche Unannehmlichkeiten, die wir deshalb haben könnten, wurde uns alles Zubehör (Car Kit und drei personal Kits) kostenlos zur Verfügung gestellt. Nicht schlecht, das war das günstigste Upgrade, das wir je bekommen haben. Nachdem die Formalitäten soweit erledigt waren, konnten wir uns ein deutschsprachiges Video ansehen, welches alle Details des Motorhomes erläuterte. Anschließend wurde uns das ganze noch mal am realen Objekt gezeigt. Das Fahrzeug machte schon von außen nicht den neuesten Eindruck, mal abgesehen davon, dass es sicher schon lange keine Wäsche mehr gesehen hatte. Ein Blick auf den Tacho bestätigte die äußere Erscheinung: hier standen immerhin schon 116.000 km auf der Uhr. Nun ja, dachten wir, sehen wir einfach mal weiter. Bewährte Technik muss ja nicht zwangsläufig schlecht sein. Mit Hilfe der Checkliste von usa-reise.de nahmen wir alles ganz genau unter die Lupe, was teilweise schon einiges Erstaunen hervorrief. Bis auf ein nicht korrekt funktionierendes Systempanel war aber alles soweit in Ordnung und kleinere Mängel wurden entweder sofort beseitigt oder im Übernahmeprotokoll notiert. Beim Überprüfen der Inneneinrichtung stellten wir jedoch fest, dass auch hier ganz offensichtlich seit langem keine Reinigung mehr stattgefunden hatte. Da manches einfach unsere natürliche Grenze des Erträglichen überstieg, bestanden auf einer sofortigen gründlichen Innenreinigung. Für den Außenbereich einigten wir uns darauf, dass wir das Fahrzeug ungewaschen zurückgeben dürfen. Nach zwanzig Minuten bekamen wir das Motorhome mit blitzblankem Innenraum zurück... na also, geht doch! Nun prüften wir noch die Ausstattung auf Vollständigkeit und als wir hier einige sehr jämmerlich aussehende Töpfe und Pfannen vorfanden, mussten wir gar nichts mehr sagen, uns wurde sofort ein nagelneues (noch eingeschweißtes) Topfset gebracht. Bei einer Stippvisite im Lager ergänzten wir die Ausstattung noch um einen Toaster, eine Kaffeemaschine, Grillbesteck und Holzkohle sowie einen Dosenöffner, Korkenzieher und ein Paar Weingläser. Nun erkundigten wir uns noch nach einem nahegelegenen Einkaufszentrum und fuhren perfekt ausgestattet und schließlich auch zufrieden vom Hof. Gleich zwei Blocks weiter befand sich ein Safeway, den wir für unseren ersten Einkauf ansteuerten. Erstes Ziel hier war die Information, wo wir nach einer Kundenkarte fragten (Foodland, von dem wir noch aus unserem Hawaii-Urlaub eine Kundenkarte hatten, gab es in Kanada leider nirgends). Anschließend grasten wir –wiederum mit einer Checkliste von usa-reise.de- systematisch die Reihen ab und hatten ca. eine Stunde später die Grundausstattung für unseren Urlaub zusammengestellt. Was uns als Australienfans angenehm überraschte: Mitten zwischen Ahornsirup, Erdnussbutter und anderen landestypischen Brotaufstrichen fanden wir auch Vegemite, den unverkennbaren australischen Hefeextrakt, den wir zum Frühstück schon fast für unverzichtbar halten... Mit solcherlei Dingen im Warenkorb und einer Safeway Kundenkarte konnte uns an der Kasse sicher keiner als deutsche Touristen identifizieren. Wir tankten unser Motorhome noch voll, drehten noch eine Ehrenrunde durch das Einkaufszentrum (so schwierig war die Beschilderung eigentlich gar nicht) und waren gegen 17 Uhr dann endlich unterwegs auf dem Highway Richtung Drumheller. Kurz vor der Ortschaft machten wir noch einen Stop am Horsshoe Canyon Lookout, wo wir schon mal einen Blick auf die Badlands werfen konnten. Wir fuhren weiter bis nach Drumheller hinein, konnten aber den von uns gesuchten Dinosaur Trailer Park nicht finden. Eine kurze Frage an einer Tankstelle brachte Klarheit in dieser Angelegenheit und die ersten Erfahrungen beim Rangieren unseres knapp zehn Meter langen Ungetüms; ein paar Minuten später standen wir an der Rezeption des Caravan Parks, der sich –verkehrsgünstig gelegen- gleich neben dem Highway in einer Kurve befand. Wir checkten ein (25$ für Power & Water), machten noch einen kleinen Rundgang zu dritt und verschwanden nach dem Abendessen rasch in unseren Schlafsäcken.


3. Tag:

Die Nacht durch hat es geregnet. Wir sind gegen 6:30 Uhr aufgestanden und haben im Wohnmobil gefrühstückt. Dann sind wir zum Visitors Center gefahren, aber es hatte noch geschlossen. Also haben wir eine Runde um die Wasserspiele dort gedreht und uns den großen Saurier vor dem Eingang aus sicherer Entfernung angesehen (Vincent hatte doch ziemlich großen Respekt vor diesem Riesenmonster). Anschließend sind wir eine Runde durch die Stadt spaziert, in der an allen Straßenecken kleine und größere Saurier aufgestellt sind... Die Stadt lebt einfach von dem Image, das es durch die Ausgrabungen vieler Saurierskelette in den Badlands ringsum hat. Als wir zurück zum Visitors Center kamen, war es inzwischen geöffnet und wir konnten uns dort ein wenig aufwärmen (es war immer noch regnerisch). Aber bis auf ein paar Prospekte und Informationen über die Highlights in der Umgebung war da nichts zu holen. Unseren Sohn bekamen wir jedenfalls nicht in den großen Saurier hinein, in dessen Inneren eine Treppe bis in den Kopf führt, wo sich eine Aussichtsplattform im Maul befindet. Also starteten wir wieder und fuhren entlang des Dinosaur Trail, wo sich immer wieder imposante Ausblicke auf die Badlands boten. Wenn man den gesamten Loop fährt, gelangt man auch ins Tal des Red Deer River und steht irgendwann am Ufer des Flusses, den man nur mit einer kleinen Fähre überqueren kann. Die Fähre ist kostenlos und war auch groß genug für unser Motorhome, allerdings war die Zufahrt etwas abrupt, so dass wir heftig mit dem Heck aufsetzten. Bei der Ausfahrt gab uns der Fährmann zwar Hinweise, wi und wo wir am besten fahren sollten, aber ein weiteres Aufsetzen ließ sich dennoch nicht vermeiden. Ein Glück, dass es nur die Anschraubvorrichtung für die Hängerkupplung war und nicht der gesamte Wohnaufbau... Wir verließen Drumheller und fuhren in Richtung Rosedale bis wir die Star Mine Suspension Bridge erreichten. Diese Hängebrücke führt über den Red Deer River zum Gelände eines ehemaligen Kohlebergwerks. Dieses ist heute nicht mehr zugängig, die Brücke jedoch ist eine Touristenattraktion. Auf dem Parkplatz an der Brücke machten wir Mittagspause und kochten Nudeln. Das ist halt einer der Vorteile am Urlaub im Motorhome, man ist was essen und schlafen angeht absolut unabhängig… Nach dem Essen fuhren wir weiter zum Hoodoos Provincial Recreation Area, wo es eine Reihe faszinierender Gesteinssäulen zu sehen gab. Vincent war müde und wollte nicht mit zu den Hoodoos laufen. Also ließen wir ihn in seinem Kindersitz angeschnallt im Wohnmobil zurück, immer in Sichtweite. Als wir nach einer ausgiebigen Runde zum Fahrzeug zurückkamen, war er offensichtlich wieder munter und meinte, er wolle jetzt auch die Steintürmchen sehen. Naja, was soll´s. Sind wir eben die ganze Runde noch einmal zu dritt gegangen. Die Hoodoos waren es jedenfalls wert. Damit waren für den heutigen Tag erst mal alle Highlights abgearbeitet, ab jetzt stand nur noch Fahren auf dem Programm. Der Weg führte uns nach Süden zum Transcanada Highway und auf diesem weiter nach Osten bis Brooks. Hier zweigten wir wieder in Richtung Süden ab und fuhren bis nach Taber, wo wir ein großes Einkaufszentrum mit Safeway und Tankstelle fanden. Wir nutzten die Gelegenheit, um unsere Vorräte etwas zu ergänzen und das Motorhome voll zu tanken, denn beim Einkauf erhielten wir einen Gutschein, der in Verbindung mit der Kundenkarte einen ordentlichen Discount auf den Literpreis Benzin gewährte. Bingo, was will man mehr. Wir waren seit Calgary ca. 440 Kilometer gefahren und in den Tank gingen ca. 120 Liter hinein. Donnerwetter, das macht einen Verbrauch von gut 27l/100km! Nicht schlecht, damit dürfte sich unser Wohnmobil ziemlich sicher zu den größten Säufern des gesamten Westens Nordamerikas zählen… Wir fuhren weiter bis nach Milk River, kurz vor der Grenze zu den USA, wo wir auf dem Townsite Campground eincheckten. Das Platz war klein aber ganz ok, bot einen schönen Blick und war mit 13$ für Power & Water sogar sehr günstig. Nur der Zug, der auf der anderen Straßenseite immer wieder vorbeiratterte, war schon etwas nervig. Im Office erstanden wir ein Bündel Premium Firewood sowie ein Fischgrillbesteck und borgten uns noch ein paar Stühle. Damit zogen wir zu einem Fireplace und grillten Lachs zum Abendessen. Leider wurde es schon bald dunkel und auch empfindlich kalt und so krochen wir nach einem kleinen Schluck Wein im Motorhome schnell in unsere Betten.


4. Tag:

Es war eine sehr kalte Nacht. Besonders Andreas, der allein im Alkoven schlief, fror gewaltig und machte daher gegen vier Uhr die Heizung an. Doreen und Vincent kuschelten sich im großen Bett im Heck des Motorhomes aneinander und bekamen kaum etwas davon mit. Um sechs Uhr war es jedoch für alle aus mit dem Schlaf, als der Nachbar den Generator anwarf… Also beschlossen wir zu frühstücken, hatten aber gleich wieder eine Lektion zu lernen: Wir kochten das Kaffeewasser in einem der nagelneuen Töpfe, deren Kunststoffgriffe offenbar noch etwas ausdünsteten. Jedenfalls schlug nach wenigen Minuten der Rauchmelder Alarm, und zwar derart ohrenbetäubend, dass wir nicht anders konnten als schnell die Batterie zu entfernen. OK, Test bestanden. Beim nächsten mal Kochen müssen wir das aber nicht haben und denken vorher an die Batterie. Eine Anmerkung übrigens noch für die Einkaufsliste aus dem Usa-reise.de-Forum: Da fehlt unbedingt noch Febreeze drauf, zumindest wenn man beabsichtigt, ab und zu ein Lagerfeuer zu machen. Beim nächsten Einkauf werden wir jedenfalls daran denken… Nach dem Frühstück füllten wir noch rasch unseren Frischwassertank auf und fuhren dann in den Writing-on-stone Provincial Park. Auf dem Weg testeten wir erstmals den GPS-Empfänger, den uns ein Arbeitskollege von Doreen mitgegeben hatte. Nettes Spielzeug, der kannte wirklich jeden kleinen Feldweg. Im Park angekommen entdeckten wir direkt gegenüber vom Parkplatz einen großen Spielplatz und so hatte Vincent erst mal seinen großen Auftritt. Nach einer Weile konnten wir ihn dann aber doch davon loseisen und begaben uns auf den Hoodoo Trail. Das Wetter war super, blauer Himmel und Sonnenschein, kein Vergleich zu gestern! Wir wanderten durch ein großes Gebiet interessanter Sandsteinformationen, immer wieder konnte man Arches und Hoodoos sehen, man hätte meinen können, irgendwo in Utah zu sein anstatt in Alberta/Kanada. Unser Ziel war die Battle Scene, eine gut erhaltene indianische Felsritzung. Als wir nach einer Weile dort ankamen, war es inzwischen so heiß, dass wir Jacken und Pullover im Rucksack verschwinden ließen und uns ärgerten, dass wir alle Getränke im Motorhome zurückgelassen hatten. Dazu kam, dass Vincent allmählich müde wurde und nicht mehr laufen konnte. Also wollte er über weite Strecken des Rückweges getragen werden. Das hatte aber auch wieder seine gute Seiten: Wir mussten zum einen nicht so akribisch auf ihn achten wie auf dem Hinweg (Writing-on-stone ist Klapperschlangengebiet!) und kamen zum anderen auch schneller voran. Zurück am Wohnmobil wurde erst mal gierig getrunken, dann fuhren wir wieder zurück nach Milk River und anschließend weiter nach Osten. Laut Karte war der direkte Weg nur eine Schotterpiste und wir hätten einen Riesenumweg machen müssen, um auf geteerter Straße zu bleiben. Aber der GPS war anderer Meinung und gab der direkten Route sogar eine Nummer und die Bezeichnung Highway, also versuchten wir es. Die Straße führte durch weite Prärie und sanfte Hügel. Gegen 14 Uhr machten wir eine kurze Kaffeepause in Del Bonita und fuhren dann weiter über Cardston nach Waterton. Die Straße war wirklich durchgängig geteert und wir hatten nirgends irgendwelche Probleme, also hatte sich die Mitnahme des GPS doch gelohnt. Am Nationalpark-Eingang gab es eine Warteschlange wegen der Tickets. Wir hatten uns schon im Voraus einen Nationalparkpass besorgt und konnten daher einfach an der Schlange vorbeifahren… klasse. In Waterton bekamen wir auf dem wunderschön gelegenen Townsite Campground einen Full Hookup Site für 30$, richteten uns kurz ein und gingen dann mit Vincent auf den Spielplatz. Anschließend bummelten wir am See entlang, genossen den tollen Blick auf das über dem Ort thronende Prince of Wales Hotel und beschlossen kurzerhand, nach oben zu wandern und dort (wie von vielen Quellen empfohlen) einen Tee und einen Imbiss oder vielleicht einen Sundowner in der Lobby zu nehmen. Der Weg führte anfangs sanft durch den Wald und dann einen steilen Pfad hinauf, wo wir Vincent und den Buggy tragen mussten. Aber der Anblick auf den prachtvollen Bau aus nächster Nähe und natürlich die Aussicht auf das Tal, den See und die umliegenden Berge entschädigten für alles. Leider wurde aber aus dem Sundowner nichts, da die Lobby gerade komplett von einer Hochzeitsgesellschaft belegt war, wir mit unserem zweijährigen Sohn nicht in die Bar durften und wir aber auch keine Ambitionen hatten, uns ins piekfeine, sündhaft teure Restaurant zu setzen. Also entschieden wir uns kurzerhand wieder für den Abstieg, wollten aber nicht den gleichen Weg wieder zurück, sondern wählten einen etwas zurückgesetzten, verwinkelteren Pfad. Auf dem See konnten wir zwei Ausflugsboote entdecken und plötzlich vernahmen wir, wie uns von einem der Boote etwas zugerufen wurde: Wie? Was? Nochmal: „There´s a bear following you!?“ So ein Unsinn, dachten wir, sahen uns um und konnten nichts entdecken. Also gestikulierten wir zum Spaß, ob sie wohl links oder rechts meinten, lachten und liefen weiter. „There´s a big bear below of you“ hörten wir jetzt deutlicher. Aha, na klar. Wohl da unten in dem Waldstück, was? Obwohl, beim Einchecken auf dem Campground hatten wir auch schon gehört, dass kürzlich Bären in dieser Region gesichtet worden seien. Als wieder und wieder die eindringlichen Rufe vom Boot zu uns heraufschallten, bekamen wir doch weiche Knie und liefen den Berg wieder ein Stück nach oben. Einen Bären konnten wir nirgends sehen, aber ob die auf dem Boot uns wirklich nur flachsen wollen? Naja, zumindest entschieden wir uns, wieder denselben übersichtlichen Weg nach unten zu gehen, den wir schon herauf gekommen waren. Das steile Stück war schnell geschafft und bald hatten wir das Waldstück erreicht. Als wir da an einer Herberge vorbei gingen, fragten uns zwei Mädchen vom Balkon herunter, ob wir hinunter in den Ort wollten. Als wir das bejahten, empfahlen sie uns den oberen Weg, denn auf dem unteren sei vor einigen Minuten gerade ein großer Schwarzbär in Richtung See getrottet. Aha, also wollte uns vorhin doch niemand veralbern. Hier in der Nähe der Zivilisation wurde Doreen aber gleich wieder etwas mutiger und meinte nur, das sei ja eine gute Gelegenheit, einen Bären vor die Kamera zu bekommen. Andreas war aber doch etwas vorsichtiger und entschied, doch lieber den oberen Weg zu nehmen. Gerade als wir auf diesem Weg die Herberge passierten kam am anderen Ende des Gebäudes der Bär zum Vorschein, kaum zwanzig Meter von uns entfernt. Er sah kurz zu uns hinüber, überquerte dann den Weg und verschwand im Wald. Während Andreas mit Vincent auf den Schultern höheres Gelände suchte (die Treppe hoch auf den Balkon, wo die beiden Mädchen saßen), lief Doreen mit Fotoapparat und Videokamera den Weg weiter dahin, wo der Bär im Wald verschwunden war. Jeder konnte von seinem Standpunkt den Bären noch eine Weile beobachten, bevor noch mehr Wanderer kamen und Meister Petz schnell über die Straße lief und den Berg hinauf flüchtete… Kurze Zeit später war auch schon der Ranger da, informierte sich kurz und berichtete dann, dass er schon seit Tagen zwei Bären hier in der Gegend beobachtet. Nach diesem Erlebnis liefen wir nun wirklich zurück in die Stadt. Unterwegs offenbarte sich, dass Doreens Schuh die Kraxelei wohl doch nicht ganz so gut überstanden hatte. Es löste sich die Sohle. Also besorgten wir noch einen passenden Kleber in einen Outdoorshop und während Andreas duschte und anschließend den Schuh reparierte, gingen Doreen und Vincent noch mal auf den Spielplatz. Dann ging auch Doreen duschen, Andreas und Vincent spielten unterdessen im Wohnmobil. Dann passierte es: Vincent hatte in den vergangenen Tagen eine Menge Spaß damit gehabt, die Fensterscheiben in der Fahrerkabine runter und hoch zu kurbeln und das machte er auch heute wieder. Als Doreen gerade vom Duschen zurückkam, entdeckte Vincent den Türöffner, zog kurz daran und die Tür öffnete sich. So weit, dass er sich nicht länger festhalten konnte, vom Beifahrersitz herab aus dem Wohnmobil fiel und mit dem Kopf gegen den Wohnaufbau prallte. Kurz Stille, dann Geschrei. Wir stürzten sofort hinterher und sahen die Bescherung: Platzwunde am Kopf. Sofort kam auch der Zeltplatznachbar, der alles beobachtet hatte bot uns seine Hilfe an. Wir fragten nach einem Arzt in der Nähe, aber darüber wusste er auch nichts. Er empfahl uns aber, im Ort ins nächste Hotel zu gehen und dort zu fragen. Gesagt – getan. Wir steckten schnell Strom und Wasser ab und fuhren in den Ort zum nächsten Hotel. Dort an der Rezeption wurde gleich alles stehen und liegen gelassen, zwei Sessel für uns frei gemacht und ein Notarzt angerufen. Nach wenigen Minuten war ein Krankenwagen zur Stelle und zwei Mediziner schauten sich unseren Vincent an. „Das muss genäht werden“ hieß es, „das nächste Krankenhaus ist 50 Kilometer entfernt in Cardston. Sollen wir sie dorthin fahren?“. Klar sollten sie, Doreen fuhr mit Vincent im Krankenwagen und gab dort den Hergang noch einmal zu Protokoll, Andreas wollte schnell mit dem Wohnmobil hinterher. Da kam eine Frau aus der Lobby hinterher gerannt und sagte, sie habe alles mitgehört und würde ihren Mann bitten, zu fahren… Andreas war erst mal völlig perplex über so viel Hilfsbereitschaft, lehnte aber dankend ab und fuhr selbst dem Krankenwagen nach. Auf dem Weg durch die Dunkelheit konnte man immer wieder Rehe und Hirsche am Straßenrand sehen, aber dafür hatte jetzt keiner von uns einen Nerv. In der Notaufnahme im Krankenhaus wurde das Protokoll aus dem Krankenwagen entgegengenommen und unsere Personalien notiert, dann wurde ein Arzt ausgerufen. Da um diese Zeit aber offensichtlich niemand zur Verfügung stand, mussten wir doch noch eine ganze Weile ausharren. Vincent schlief inzwischen wieder ein. Als der Arzt schließlich kam, begrüßte er uns kurz mit „Hi, I´m Johann, and your name is?“… alles ganz familiär. Er sah sich die Platzwunde an und meinte alles sei nur halb so schlimm. Ein paar Stiche und alles sei vergessen. Wir sollten nur in fünf bis sechs Tagen wiederkommen, zum Fäden ziehen. Wir gaben ihm zu verstehen, dass wir da eigentlich schon ca. 700 Kilometer weiter sein wollten, so etwa in Banff oder Lake Louise. Na gut, meinte er, dann müssten wir eben da noch mal einen Arzt aufsuchen, das kostet aber auch noch mal extra. Die Alternative wäre, die Fäden selbst zu ziehen. Wir waren uns einig, dass das sicher nicht passieren würde, erhielten aber dennoch einen kleinen Crashkurs, der uns zu provisorischen Krankenschwestern machte. Er zeigte uns, wie er die Stiche gemacht und die Fäden verknotet hatte und wie man sie am einfachsten wieder entfernt. Dann bekamen wir ein steriles Skalpell und ein freundliches „good luck“ mit und das war´s. Fast jedenfalls. Vorher mussten wir noch 595$ per Kreditkarte begleichen und bekamen von allen Dokumenten Kopien mit für unsere Reisekrankenversicherung… Gegen 0:30 Uhr kamen wir wieder auf unserem Campground in Waterton an, nahmen noch kurz einen Imbiss und fielen dann total fertig ins Bett. Andreas zog heute erstmals vom Alkoven mit hinter ins große Bett, einerseits der Wärme wegen, andererseits, um Vincent in der Nacht auch mit beruhigen zu können.


5. Tag:

Wir schliefen bis ca. 8:30 Uhr. Es regnete und stürmte draußen, also ließen wir uns Zeit mit dem Frühstück. Da wir einen Full Hook up Site hatten, leerten wir vor der Abfahrt noch unsere Abwassertanks und fuhren gegen 10:30 Uhr los in Richtung Cameron Lake. Leider blieb das Wetter so verregnet und wir ärgerten uns ein wenig, dass wir diesen Abstecher nicht gestern Abend noch bei dem schönen Sonnenschein gemacht hatten. Jetzt waren die Berge am anderen Ufer kaum zu erkennen, an eine Bootsfahrt war überhaupt nicht zu denken und auch der Weg am Ufer entlang war nicht sehr einladend, da der Regen stärker wurde. Vincent hatte wenigstens ein bisschen Spaß, weil er mit Gummistiefeln und Regencape durch die Pfützen patschen durfte. Wir fuhren weiter in Richtung Red Rock Canyon. Die Straße war schmal und kurvig und stieg teilweise recht steil an. Ein besonders langsam fahrendes Auto hielt den Verkehr ziemlich auf und so nutzten die meisten Fahrzeuge die Gelegenheit zum Überholen, als der Fahrer nach rechts fuhr und anhielt. Uns fiel ein, dass die meisten Verkehrsbehinderungen in Nationalparks doch immer bei Tiersichtungen entstehen und so hielten wir mit an und suchten die Berghänge mit den Augen ab. Und Tatsächlich: direkt uns gegenüber bewegte sich irgendetwas. Ein Blick durch das Fernglas brachte Gewissheit, es war ein Bär. Also Kamera und Fotoapparat auspacken und Stativ aufstellen. Und schon hielten hinter uns auch wieder ein paar Autos an. Wir beobachteten den Bären eine ganze Weile, als wir auf einmal noch einen kleinen Bären entdeckten, der sich auf den großen zu bewegte. Toll, gestern den Papa und heute die Bärenmama mit Kind, das nennen wir Glück. Wir fuhren weiter zum Red Rock Canyon, aber dort angekommen regnete es noch immer. Also blieben wir zunächst auf dem Parkplatz stehen und machten Mittagessen. In der Zwischenzeit hatte des Wetter Gelegenheit sich zu bessern. Der Regen ließ nach und so konnten wir wenigstens den Rundweg um den Canyon machen. Vincent war allerdings zu keinem Schritt zu bewegen, also musste er im Buggy mit. Als wir wieder am Wohnmobil ankamen, war er eingeschlafen. Wir fuhren weiter zu den Bison Paddocks, wo man eine (eingezäunte) Bisonherde sehen kann. Dann verließen wir den Waterton Park in Richtung Norden. Wir wollten zum Hwy. 3 und dann östlich nach Ft. MacLeod. In Pincher Creek machten wir eine Tank- und Kaffeepause. Wir waren ziemlich durstig und unser Wohnmobil auch (wieder 27 Liter auf 100km!). Die Weiterfahrt war ziemlich anstrengend. Es war sehr windig und unser Gefährt fing jede Windboe auf wie ein Segel und geriet ins schlingern. Schneller als Tempo 60 war einfach nicht möglich. Auf dem Hwy. 3 hatten wir dann den Wind im Rücken und das Fahren wurde leichter. In Ft. MacLeod angekommen, fuhren wir auf den Daisy May Campground (Power & Water, 21$). Der Platz war sehr schön, mit vielen Bäumen und einem Spielplatz. Es war zwar immer noch recht stürmisch, aber dennoch sonnig und warm und so verbrachten wir den Nachmittag mit Spielen und Faulenzen. Auch der Abend wurde nicht mehr allzu lang, wir waren noch müde von den Geschehnissen des gestrigen Abends.


6. Tag:

Das Wetter war trübe und nieselig. Um 8 Uhr standen wir auf und frühstückten, gegen 10 Uhr war Abfahrt. Als erstes mussten wir unsere Vorräte ein wenig auffrischen. Ft. MacLeod wer nicht sehr groß, aber einen kleinen Supermarkt fanden wir schließlich doch. Anschließend fuhren wir zum Fort Museum (6$ p.P.), ein Muss für alle, die schon immer mal ein richtiges Fort sehen wollten. Vincent interessierte das allerdings überhaupt nicht und so lebte er mal wieder sein Böckchen aus… Das Fort ist wunderschön restauriert und informiert in einer tollen Ausstellung über das damalige Leben in der Prärie. So war der Besuch sehr lohnenswert, auch wenn nach dem Labor Day der traditionelle Musical Ride leider nicht mehr aufgeführt wird. Anschließend liefen wir noch ein wenig durch die historische Main Street, doch auch hier sorgte Vincents Laune dafür, dass der Besuch nur von recht kurzer Dauer war. Wir verließen die Stadt und fuhren nach Norden zum Head-Smeashed-In-Buffalo-Jump. Das ist eine Felsenklippe, über die die hier lebenden Indianer über Jahrtausende Bisons gejagt haben und die seit 1981 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Um dem Wetter mal wieder die Chance zur Besserung zu geben, machten wir auf dem Parkplatz erst mal Mittagessen. Und siehe da, nach einer Weile kam die Sonne heraus. Wir besichtigten das Interpretive Center (8,50 $ p.P.) mit seiner interessanten Ausstellung über die Lebens- und Jagdgewohnheiten der Blackfoot-Indianer und auch Vincent hatte seinen Spaß beim Fahrstuhlfahren. Wir fuhren weiter bis nach Nanton und wollten dann auf dem Hwy. 533 nach Westen zum Hwy. 22. Aber obwohl sich Atlanten und GPS diesmal einig waren, hörte die Asphaltierung auf dem Highway nach einigen Meilen auf und die Straße entpuppte sich als üble Schotterpiste mit Road Corrugations, wie wir sie das letzte mal im Australischen Outback erlebt hatten. Und genau wie dort gab es auch hier nur zwei vernünftige Geschwindigkeiten: acht km/h oder achtzig! Wir entschieden uns für letztere und kamen mit dem Riesen Motorhome ganz gut durch, auch wenn das Inventar ganz schön durchgeschüttelt wurde und Doreen einmal ganz schön Mühe hatte, das Geschirr am Herausfallen zu hindern. Wir erreichten den Hwy. 22 genau am Chain Lakes Reservoir und fuhren nun nach Norden zur Bar-U-Ranch. Unterwegs gab es zum Teil so heftige Regenfälle, dass es sogar zum Aquaplaning kam, ziemlich unangenehm mit unserem großen Gefährt. Wir erreichten die Ranch gegen 17:30 Uhr, als gerade ein großes Showreiten zu Ende war. Die Ranch selbst hatte auch nur noch 30 Minuten geöffnet und so beschlossen wir bis Longview weiterzufahren und vielleicht am nächsten Tag noch mal wieder zu kommen. Wir unterhielten uns noch eine Weile mit Martina, einer Angestellten die vor neun Jahren aus Deutschland hierher gekommen war, seitdem hier lebt und arbeitet und froh war, mal wieder ein paar Worte Deutsch zu hören. Sie erzählte uns, dass wir dieses Jahr Pech mit dem Wetter hätten, sonst sei es um diese Zeit immer noch sehr warm und die Prärien total verdörrt. Aber dieses Jahr wäre der ganze Sommer sehr verregnet gewesen und in den Bergen würde es jetzt sogar schon schneien. Dennoch empfahl sie uns, durch das Kananaskis-Country zu fahren, wenn wir nach Banff wollten, sofern die Straße noch frei sei, die Route wäre einfach spektakulär. Da wir das ohnehin vorhatten, freuten wir uns über diese Bestätigung unserer Planung, auch wenn uns die Schneewarnung zu denken gab. Martina empfahl uns auch zurück zum Chain Lakes Campground zu fahren, der wäre schöner als der Stadtzeltplatz in Longview. Außerdem kämen wir dann morgen noch mal an der Ranch vorbei und könnten noch mal reinschauen. Gesagt – getan, wir fuhren zurück, suchten uns einen schönen Stellplatz (powered Site, 18$) und machten noch einen Spaziergang zum See. Unterwegs sahen wir ein paar Rehe und fanden einen Spielplatz, auf dem sich Vincent noch ein bisschen austoben konnte. Nach einer Weile sahen wir aber eine Regenfront von den Bergen her auf uns zu kommen und hatten Mühe, unser Wohnmobil noch trocken zu erreichen. Es war kalt und unangenehm draußen und wir flüchteten nach dem Abendbrot bald ins warme Bett.


7. Tag:

Heute stand eine ganze Menge auf dem Programm. Also sind wir bereits um 7:30 Uhr aufgestanden und gegen 9 Uhr losgefahren. Das Wetter war überwiegend sonnig, passte also auch. Als wir an der Bar-U-Ranch ankamen war es noch zu früh, wir nahmen uns einen Kaffee und warteten. Nach der Öffnung waren wir natürlich die ersten, die zusammen mit dem Personal ins Gelände zogen. Die Ranch ist sehr weitläufig und wird sehr gut in Schuss gehalten. Man kann hier und da einen Blick in die Vergangenheit werfen, bekommt aber auch einen Eindruck vom Farmleben heute. Leider gab es heute keine Kutschfahrten und andere Rides mehr, was besonders für unseren Sohn sehr traurig war. Die Saison war einfach vorbei und genau wie im Fort MacLeod kann man zwar alles noch besichtigen, aber die Shows finden erst wieder im nächsten Jahr statt. Wir beschlossen hier auf der Ranch gleich noch Mittag zu essen, um dann ein paar Kilometer am Stück fahren zu können und leisteten uns zwei große Ranchburger mit Fries. Anschließend warfen wir noch einen Blick in den Woodall´s Camping Guide, fanden einen Campground im Kananaskis Country, der noch geöffnet hatte und riefen dort an. Plätze waren noch genügend vorhanden und eingeschneit waren sie auch noch nicht. Na prima, dann konnte es ja losgehen. Wir fuhren weiter nach Longview, wo wir einen Blick auf den Town Side Campground werfen konnten. Dabei wurde und schnell klar, dass die Entscheidung für den Chain Lakes Campground die richtige war. Wir tankten noch schnell voll, stockten unseren Vorrat an Schokoriegeln dramatisch auf und kauften für Vincent ein kleines Spielzeug. Dann bogen wir ab auf den Hwy. 541 ins Kananaskis Country. Die Fahrt war einfach spektakulär. Die grünen Prärien zwischen sanften Hügeln wurden schnell abgelöst durch hohe, schneebedeckte Berge, bunte Wiesen und ausgedehnte Wälder, die bereits erste Laubfärbungen erkennen ließen. Nach jeder Kurve bot sich ein anderer phantastischer Ausblick und immer wieder standen unvermittelt Kühe oder Bergziegen auf der Fahrbahn und ließen sich in keiner Weise von den Autos stören. Wir machten einen Abstecher in den Peter Laugheed P.P., besuchten dort kurz das liebevoll eingerichtete Visitors Center und fuhren noch zum Lower und Upper Kananaskis Lake. Auch hier boten sich uns wieder wundervolle Ausblicke in die einsame, unberührt erscheinende Lanschaft. Am Upper Kananaskis Lake holte uns jedoch das schlechte Wetter wieder ein. Eine plötzliche Windboe riss Vincent seine Mütze vom Kopf, worauf hin er keinen anderen Gedanken mehr hatte als schnell zurück ins Wohnmobil zu gelangen. Aufgrund des Wetterumschwungs verzichteten wir auf die Weiterfahrt zum Spray Lake und fuhren zurück zum Highway. Dabei entdeckten wir eine Elchkuh, die in einer Wasserlache stand und uns mit großen Augen ansah und auch Bergziegen sahen wir noch einmal. Wir fuhren weiter bis zum Mt. Kidd RV, einem sehr großen, wunderschön angelegten Campground mit allem erdenklichen Komfort. Wir bekamen einen sehr schönen Platz direkt am Bach Park (30$, Power & Water), bummelten noch ein wenig durch den Store und gingen dann mit Vincent auf den Spielplatz. Gegen Abend versuchte Andreas ein Lagerfeuer zu entfachen, aber das Feuerholz hier aus dem Store war bei weitem nicht so leicht anzuzünden, wie das Premium Firewood in Milk River. Nach einigen erfolglosen Versuchen gab er es genervt auf und es gab Würstchen aus der Pfanne zum Abendessen (nicht ohne vorher den Rauchmelder im Wohnmobil zu entschärfen). Nach dem Abendessen brachten wir Vincent ins Bett und beschlossen den Tag mit einer Flasche Kanadischem Wein.


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